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INTERVIEW: CHARLEY BOORMAN SPRICHT MIT QUAD LOCK ÜBER LONG WAY UP, UNFÄLLE UND ELEKTRO-HARLEYS

Charley Boormans Leben klingt unglaublich. Allein seine „Long Way“-Dokumentarserie hat ihn und seinen guten Kumpel Ewan McGregor zunächst von London nach New York, dann von Schottland nach Kapstadt und schliesslich von Ushuaia nach Los Angeles geführt … und das alles per Motorrad, einer ihrer grössten Leidenschaften.

Anders als bei „Long Way Round“ und „Long Way Down“ legten Charley und Ewan die knapp 21.000 Kilometer ihrer Route in „Long Way Up“ auf LiveWire-Motorrädern zurück, dem ersten Elektromodell von Harley-Davidson.

Wer die Sendung gesehen hat, dem ist vermutlich aufgefallen, dass sowohl Charley als auch Ewan die Quad Lock Motorrad-Halterung für ihr Handy-Navi benutzen. Ich hatte das Glück, Charley für ein Interview gewinnen zu können, in dem er über die Reise der beiden und einige ihrer vielen unglaublichen Erlebnisse spricht.

Charley erzählt ausserdem von seinen Anfängen als Schauspieler, seinen heftigsten Motorradunfällen (bei denen er Quad Lock wirklich auf die Probe gestellt hat), der Zukunft von Motorrädern ... und macht Andeutungen hinsichtlich seiner Pläne für das nächste grosse Abenteuer mit Ewan.Ich wünsche euch viel Spass mit dem Interview - und entschuldige mich bereits im Voraus für meine Begeisterung, aber Charley ist einfach eine Legende und ich bin ein absoluter Fan von ihm!

- Tim von Quad Lock

TRANSCRIPT:
Quad Lock

Ich liebe die Sendung, Charley. Ich dachte, es wäre vielleicht deprimierend, während des Lockdowns eine Reisesendung zu sehen, aber die Erinnerung an die grosse weite Welt da draussen war wirklich erfrischend. Erzähle uns von „Long Way Up“ und wie die Sendung entstanden ist.

Charley Boorman

Ich weiss nicht, wie vielen Menschen diese Sendung bekannt ist. Sie kennen mich wahrscheinlich eher von den Serien „Long Way Round“ und „Long Way Down“, bei denen ich mit Ewan McGregor unterwegs war. Die erste war, glaube ich, 2004. Damals fuhren wir von London nach New York, in östlicher Richtung, also durch Kasachstan, die Mongolei und Sibirien. In der zweiten Serie sind wir dann runter nach Afrika und jetzt in „Long Way Up“ vom unteren Zipfel Argentiniens in Richtung Los Angeles.

Ich war zuvor Schauspieler. Mein Vater ist Filmregisseur. Er führte unter anderem Regie bei „Beim Sterben ist jeder der Erste“, „Excalibur“, „Hoffnung und Ruhm“, „Der Smaragdwald“ und unzähligen weiteren Filmen in den 60er, 70er, 80er und 90er Jahren. Er war zu seiner Zeit sehr bekannt. Ich spielte oft in seinen Filmen mit. Wir waren vier Geschwister, und mein Vater sagte immer: „Wir brauchen keine Kinder anzuheuern. Ich habe vier, die können kostenlos mitspielen.“

Er hat uns also in seine Filme gepackt, weil er zu geizig war, Kinderdarsteller zu engagieren. Meine erste Rolle spielte ich in „Beim Sterben ist jeder der Erste“. Ich weiss nicht, ob Du den kennst. Ich war aber nicht der Banjospieler, sondern nur ein Statist. Mein Vater versprach mir ein Dreirad. Er sagte: „Wenn Du Dich mit diesem Typ auf das Sofa setzt, schenke ich Dir ein Dreirad.“ Das klingt vielleicht fragwürdig, aber ich wollte unbedingt das Dreirad haben.

Ich sass also zusammen mit Jon Voight auf dem Sofa, in einer Szene gegen Ende des Films. Später habe ich mit der Schauspielerei weiter gemacht und dadurch auch Ewan bei einem Dreh kennengelernt. Der Film hiess „Der Schlangenkuss“ und war mein grosses Comeback. Meine Schauspielkarriere ging gerade den Bach runter, als ich Ewan begegnete. Der Film war mit Pete Postlethwaite und Richard Grant, also wirklich bekannten Darstellern.

Und ich dachte: „Das ist mein Wiedereinstieg ins Filmgeschäft.“ Der Film war ein Flop, der am Ende nur auf DVD herauskam. Es war das Ende meiner damaligen Schauspielkarriere. Am Set lernte ich jedoch Ewan kennen. Ich erinnere mich noch an unsere erste Unterhaltung. Er fuhr damals eine Moto Guzzi Le Mans. Wir befanden uns alle in einem Pub an der Westküste Irlands, wo wir drehten. Ich kam mit ihm ins Gespräch und wir unterhielten uns über Motorräder.

Das Thema verbindet uns mittlerweile seit 25 Jahren. Damals kam uns die Idee zu „Long Way Round“. Mittlerweile sind wir bei „Long Way Up“. Dazwischen liegen 13 oder 14 Jahre. Die Zeit ist wirklich geflogen.

Quad Lock

Ja, „Long Way Round“ war in der Tat 2004. Es ist also schon 16 Jahre her.

Charley Boorman

Ja, richtig. So genau möchte ich es gar nicht wissen.

Quad Lock

Du hast es vom Dreirad zum Motorrad auf jeden Fall weit gebracht. Witzig bei „Long Way Up“ war, wie Du lässig im Damensitz fährst, als ob Du gerade Tee trinkst, während ihr am Ende feiert.

Charley Boorman

Motorräder haben mich ähnlich wie Ewan schon immer begeistert. Ich werde immer wieder gefragt: „Was begeistert Dich an Motorrädern?“ Das ist das Gleiche, wie wenn Du Menschen fragst, warum sie reiten oder klettern oder eine andere Leidenschaft haben. Mein Vater war als junger Mann sehr abenteuerlustig. Er hat Filme an extrem schwierigen Orten gedreht,

wie etwa im Südpazifik Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, oder im brasilianischen Dschungel und auf einem Fluss in South Carolina. Er war wirklich abenteuerlustig und gern unterwegs. Auch Ewan und ich sind abenteuerlustig und reisen gern für unsere Arbeit. Wer in der Filmbranche arbeitet, ist einfach viel unterwegs und kommt weit in der Welt herum. Unsere Projekte haben sich einfach ergeben.

Wir sind beide schon früh Motorrad gefahren. Ich begann mit sechs oder sieben. Wir sind uns da sehr ähnlich. Auto fährt man häufig, weil man muss, aber Motorradfahren ist reines Vergnügen. Ich denke, der Beweggrund ist einfach ein anderer. „Long Way Round“ ist entstanden, weil Ewan und ich Lust auf eine längere Tour hatten und mehr zusammen unternehmen wollten.

Interessant ist, dass die ersten beiden Touren relativ kurz hintereinander stattfanden und danach eine lange Pause folgte. Zwischen der zweiten und der dritten Serie ist auch eine Menge passiert. Ewan zog in die USA. Wir haben uns nicht mehr viel gesehen, weil er in Los Angeles lebte und ich hier. Er kam im Sommer zurück, um Filme zu drehen, während ich mit Serien wie „Extreme Frontiers“ und „By Any Means“ und der Rally Dakar beschäftigt war.

Wir haben uns ständig verpasst. Unsere Freundschaft ist aber geblieben. Dann hatte ich 2016 den schweren Unfall, bei dem ich mir massive Beinverletzungen zuzog und gut 2 Jahre brauchte, um wieder gehen zu lernen. Weil wir gerade über Quad Lock sprechen: ich war bei dem Unfall mit einer Quad Lock Halterung unterwegs, der damals neuen Tiger 1200. Wir hatten an dem Tag eine Produkteinführung mit der internationalen Presse. Es war, glaube ich, sogar ein australischer Reporter da. Mein Motorrad erlitt einen Totalschaden. Es ist in drei Teile zerbrochen. Das Hinterrad wurde erst nach 2 Stunden gefunden. Es war die Strasse hinuntergerollt und in einem Garten gelandet. Aber die Quad Lock Halterung war komplett heil. Mein Handy war unversehrt. Daran sieht man, wie gut das Produkt ist.

Quad Lock

Du hast es wirklich auf die Probe gestellt

Charley Boorman

Das Motorrad war nicht mehr zu retten.

Einer der Triumph-Mitarbeiter meinte später zu mir: „Das mit Deinen Beinen tut mir wirklich leid, Charley. Aber vielleicht tröstet es Dich, dass es Dir als erster Mensch auf der Welt gelungen ist, dieses Motorradmodell zu zerstören.“

Ich war also in gewisser Weise erfolgreich. Dann kam der Anruf [von Ewan]. Jemand ging an mein Handy und erklärte ihm: „Charley wird leider gerade operiert.“ Sie haben sieben Stunden gebraucht, um meine Beine wieder zusammenzuflicken. Damals war ich wirklich am Boden zerstört.

Dann begannen wir, uns zu unterhalten. Als ich zwei Jahre später gerade endlich wieder gehen konnte, folgte der nächste Unfall in Australien. Nein, Quatsch, Südafrika. Ich führe jedes Jahr diese Motorradtouren, bei denen ich Menschen Afrika zeige. Ich weiss nicht, was passiert ist. Als ich 18 Stunden später aufwachte, erklärte man mir, ich habe mir den Unterarm gebrochen. Die Knochen standen raus. Schlüsselbeinbruch, Beckenbruch plus eine schwere Kopfverletzung.

Charley Boorman

Ja. Es war schrecklich … Vermutlich sogar schlimmer. Es hat mich nur weniger beeinträchtigt als mir beide Beine zu brechen und nicht gehen zu können. Ich wurde also heimgeflogen. Meine Frau musste wieder anreisen, um mich nach Hause zu begleiten. Sie war ziemlich sauer. Ungelogen. Sie war absolut … . .

Ich bekam echt was zu hören. „Was hast Du wieder angestellt, Charley? Das ist wirklich nicht cool.“ Ich war mit einem Elefanten kollidiert oder etwas in der Art, ich weiss es nicht.

Aber dann kam mich Ewan besuchen. Wir hatten uns lange nicht gesehen. Ich war nicht mobil und konnte nicht aus dem Haus. Er drehte hier einen Film. Er übernachtete ein paar Tage bei uns und verbrachte schliesslich einen ganzen Monat hier. Damals entstand die Idee zu „Long Way Up“.

Dann sprachen wir mit Russ und Dave, die bei unseren anderen Reisen dabei gewesen sind. Wir sprachen darüber, dass wir diesmal etwas anderes machen wollten. Russ, der Neues liebt und es toll findet, Rekorde zu brechen, meinte: „Warum nehmt Ihr nicht Elektromotorräder?“ Das passte zu dem Zeitpunkt gerade hervorragend,

und wir fanden die Idee wirklich gut. Gut, dass wir da noch nicht wussten, was wir uns mit Elektro antaten. Ernsthaft. Die ersten Wochen auf dem Elektromotorrad waren wirklich hart. Es war wirklich schwer und eine enorme Lernerfahrung, aber auch eine unglaubliche Reise.

Quad Lock

Es ist auch mit einem riesigen Planungsaufwand verbunden. Natürlich erfordert jede Reise dieser Art ein hohes Mass an Planung. Bei Elektrofahrzeugen kommt hinzu, dass es nicht überall Ladestationen gibt.

Charley Boorman

Es gab überhaupt keine, weder in Süd- und Mittelamerika noch in Mexiko. Es gab keine Infrastruktur zum Aufladen von Fahrzeugen.

Quad Lock

Wer entscheidet letztendlich, welche Route ihr nehmt? Wo beginnt die Planung überhaupt?

Charley Boorman

Ewan und ich legen die Route fest und entscheiden, wie wir es machen wollen. Russ und Dave helfen uns dann, das Ganze bestmöglich umzusetzen. Zunächst mussten wir passende Motorräder finden. Derzeit bekommt man überall Elektroautos. Alle Hersteller bringen Elektroautos auf den Markt.

Sie sind die Zukunft. Ich fahre derzeit selbst ein Elektroauto. Die sind genial, wenn man in der Stadt wohnt und keine langen Strecken fährt. Aber noch vor einem Jahr waren die Hersteller nicht so weit. Es gab nur wenige, die etwas wirklich Solides anzubieten hatten. Kurioserweise konnte uns schliesslich Harley-Davidson helfen.

Als wir den Leuten erzählten, dass wir eine Tour durch Südamerika mit Elektromotorrädern machen werden, fragten alle, wie das denn gehen sollte. Wir antworteten: „Es wird schon irgendwie klappen.“ Dann kam die Frage, welche Marke wir denn nehmen. Und wir: „Harley-Davidson“. Das überraschte alle: „Was? Harley-Davidson?“ Du denkst natürlich an V-Motoren und grosse, laute Maschinen. Dann sitzt Du auf dieser Harley-Davidson LiveWire, die einfach unglaublich zu fahren ist.

Sie ist im Prinzip ein Naked Bike. Sie beschleunigt von null auf hundert in 3 Sekunden. Der Motor zieht zwischen 60 und 130 km/h hervorragend an. Ich bin eine Moto2-GP-Maschine mit dem neuen Triumph-Motor gefahren, und die Anfangsbeschleunigung war einfach unglaublich. Bei der Harley LiveWire war es das gleiche Gefühl. Wenn Du wirklich stark beschleunigst, muss Du die Bauchmuskeln gut anspannen, damit es Dir nicht den Magen hebt.

Als wir die Harley-Davidson Probe gefahren sind, fragten wir, ob sie die für uns zu Tourenmotorrädern umbauen könnten. Sie waren einverstanden. Es dauerte ein paar Wochen, bis die Motorräder fertig waren, die wir dann für „Long Way Up“ benutzt haben. Sie waren unglaublich. Wirklich absolut unglaublich. Als wir aber in Ushuaia ankamen, wurde uns bewusst, dass wir nur rund eine Stunde Probe gefahren waren und sie nie aufgeladen hatten. Wir hatten sie einmal aufgeladen,

aber da waren viele Leute dabei, und wir hatten Schnellladestationen. Wir hatten also überhaupt keine Ahnung … unglaublich.

Quad Lock

Vom Klang her würden sie gut zu Star Wars passen. Die Geräusche, die sie so von sich geben.

Charley Boorman

Ja. Sie haben auch einen Herzschlag. Das spürst Du, wenn Du stillsitzt. Das Modell wurde über etwa sechs Jahre hinweg weiterentwickelt. Irgendwann standen die Fahrer an der Ampel und hörten kein Motorgeräusch. Sie dachten, dass sich das Motorrad automatisch ausgeschaltet hatte und schalteten es zur Folge unwissentlich selbst aus. Wenn die Ampel dann grün wurde, passierte plötzlich nichts. Daraufhin wurde dem Motor eine Art

Herzschlag verpasst. Das ist wirklich cool. Der Motor fühlt sich an, als ob er pocht. Du hörst dieses: „Da dum, da dum“. Wenn Du also an der Ampel stehst, kannst Du den Herzschlag des Motorrads spüren. Das fühlt sich sehr angenehm an. Wir haben in den ersten Wochen der Sendung echt vieles gelernt. Wir wussten nicht, wie man sie auflädt.

Es gab keine Ladestationen und erst recht keine Schnellladestationen. Unsere beiden Begleitfahrzeuge waren elektrische Pickup-Trucks von Rivian. Wir konnten einen Energieversorger gewinnen, der ein komplettes Ladestationen-Netz bereitstellte.

Er begann, Ladestationen in Südamerika aufzustellen. Derzeit wird ausgefochten, wer am Ende das Netz an Ladestationen besitzt, also die Ladestationen für Autos und Motorräder. Das sind die neuen Tankstellen. Da der Energieversorger dies ohnehin vorhatte, haben sie lauter 2-Phasen-Ladestationen aufgestellt, die sich jedoch nicht für die Harley-Davidson-Modelle eignen. Es gab also diese tollen Ladestationen, die wir nicht nutzen konnten.

Oh, nein. Hinzu kam der härteste Winter seit 30 Jahren mit eisigen Schneestürmen. Wir mussten fünf Tage warten, bis es aufhörte zu schneien, bevor wir losfahren konnten. Die Kälte machte den Batterien zu schaffen, denn dadurch verringert sich ihre Reichweite. [Seufzen]

Quad Lock

Ihr seid durch unterschiedlichstes Terrain gefahren. Am Anfang hattet ihr vereiste Strassen, dann seid ihr durch Schlamm, entlang von Klippen und natürlich auch auf Asphalt gefahren. Es gab auch Schotterpisten. Es war glaube ich in der sechsten Folge, auf der extremen Schotterstrasse in Bolivien, wo Du Dich selbst motivierst, weiterzufahren und das Motorrad auf Kurs zu halten. Da stockt einem der Atem beim Zusehen.

Charley Boorman

Ja, die Strassen in Bolivien stellten eine echte Herausforderung dar. Wir haben die Reise sozusagen von hinten begonnen. Erst kam der wirklich schwierige Abschnitt, und dann wurde es allmählich immer leichter. Das war wohl unser Glück. Wären wir andersherum gefahren, also von den Staaten mit Ladestationen nach Mittel- und Südamerika, wo es überhaupt nichts gab - wir mussten jede Nacht aufladen -

wir wären sicherlich verrückt geworden. Auch waren wir extrem gespannt, wie das mit dem Aufladen klappen würde. Wir mussten in den Jugendherbergen, B&Bs und Hotels oder tagsüber in Restaurants oder Geschäften fragen, ob wir unsere Motorräder an die Steckdose anschliessen durften. Wir dachten, dass das schwierig sein würde

und dass uns die Leute vielleicht keinen Strom geben wollten. Wir haben den Strom natürlich immer bezahlt. Aber es hat uns unglaublich überrascht, dass auf der ganzen Reise keine einzige Person „Nein“ sagte. Mitunter kam es beim Laden in den Hotels, Restaurants und Häusern der Menschen auch vor, dass die Sicherungen herausflogen. Aber wir haben nicht nur unsere Motorräder in den Häusern oder Läden der Menschen aufgeladen, sondern auch selbst eine ganz andere Verbindung zu ihnen bekommen.

Das war für uns eine komplett neue Erfahrung. Während des Aufladens hatten wir Zeit, die Menschen kennenzulernen. Wir sahen, wo und wie sie lebten, und das war extrem interessant. Das war das Besondere daran.

Quad Lock

Ja. Ihr habt sicher interessante Menschen kennengelernt.

Charley Boorman

Definitiv. Wir haben viele interessante Gespräche geführt und tolle Menschen getroffen. Auf diesen Reisen von A nach B zu gelangen, ist das Eine. Das Besondere sind jedoch die Erlebnisse während der Fahrt.

Du erinnerst Dich später auch nicht an die guten Tage, an denen nichts Auffälliges passiert ist. Was in Erinnerung bleibt, sind die Begegnungen mit aussergewöhnlichen Menschen, die Pannen oder andere Malheure. Diese Dinge bleiben einem immer im Gedächtnis.

Quad Lock

Woran erinnerst Du Dich speziell?

Charley Boorman

Einmal waren wir in einem Hotel, ich glaube, in Argentinien … nein, es war in Chile! Wir waren endlich wieder in der Zivilisation. Wir fuhren in diese ruhige, leicht touristische Stadt. Wir mussten aufladen, um es bis zu unserem Tagesziel zu schaffen. Wir sahen ein wirklich nettes Restaurant. Der Plan war, etwas Leckeres zu essen, während die Motorräder ein paar Stunden aufladen.

Jedes Mal, wenn wir versuchten, die Motorräder an die Steckdose anzuschliessen, brannten die Sicherungen des Restaurants durch. Es war Mittag und das Restaurant voll mit Gästen. Trotzdem haben sie nie „Nein“ gesagt, sondern einfach weiter versucht, es hinzubekommen. Sie haben die Öfen ausgeschaltet und alles Mögliche unternommen, damit wir aufladen konnten. Es hat leider nicht funktioniert. Wir sind danach zu einem Campingplatz gefahren, weil es dort immer Strom gibt.

Beim Aufladen dort haben wir dann dieses erstaunliche Paar getroffen. Ich meine, das war in Folge drei. Das Paar war aus Europa. Wir haben zusammen Mittag gegessen und sie erzählten uns ihre aussergewöhnliche Geschichte. Er stammte aus Osteuropa und war durch die Türkei gereist, wo er in einem kleinen Dorf diese junge Frau kennenlernte. Sie war Lehrerin,

und sie haben sich verliebt. Er musste weiterreisen und hat das auch getan. Doch er vermisste sie so sehr, dass er zurückkam. Ihre Familie war stark in den türkischen Traditionen verhaftet, gemäss denen Frauen bestimmte Regeln zu befolgen hatten. Sie hat daraufhin einfach ihre Sachen gepackt, ihrem Vater erzählt, dass sie in Istanbul eine Stelle als Lehrerin bekommen habe, und lebt jetzt glücklich in Chile. Sie geniesst ihr Leben mit ihrem Freund. Wenn sie in der Doku

von ihm spricht, siehst Du die Liebe in ihren Augen. Es zeigt einfach, dass wir ungeachtet der Hindernisse in unserem Leben alle die Möglichkeit haben sollten, so zu leben, wie wir möchten. Das war ein schönes Beispiel, weil sie aus einem sehr traditionellen Umfeld stammt. Wir haben gelacht, dass ihr Vater, wenn er es noch nicht wusste, jetzt erfahren würde,

dass sie in Chile ist und nicht in Istanbul. Es ist so eine fantastische Geschichte, und sie sind so verliebt ineinander. Einfach herrlich.

Quad Lock

In anderen Geschichten musstet ihr euch durch gefährliche Gebiete bewegen - nicht nur, was die Strassen betrifft, sondern auch hinsichtlich der Menschen, denen ihr hättet begegnen können. Ihr musstet also etwas planen, um Kartelle zu vermeiden.

Charley Boorman

Ich denke, die Menschen sollten sich nicht so viele Gedanken machen. In Mexiko hatten wir uns ein wenig Sorge um unsere umfangreiche Filmausrüstung gemacht. Und wir mussten an die Sicherheit des Teams und von Ewan McGregor denken. Daher hatten wir Sorge, dass dies gewisse Menschen anziehen könnte. Man darf aber nicht vergessen, dass jährlich Tausende von Menschen mit dem Bus, Motorrad, Auto, Fahrrad oder zu Fuss durch Südamerika reisen. Dasselbe gilt für Afrika.

Man hört aber nicht sehr häufig, dass etwas passiert. Es gibt natürlich auch dort Raubüberfälle, Taschendiebstähle und Ähnliches. Insgesamt halte ich es aber für ziemlich sicher. Natürlich sollte man dennoch achtgeben. Wir selbst haben während der gesamten Reise keinerlei Vorfälle erlebt. . .

In Honduras haben wir ein UNICEF-Projekt für Kinder durchgeführt, die für die Kartelle arbeiten. Dort gibt es Drogen-, Menschen- und Sexhandel. Die Kinder werden mit Smartphones, Nike-Turnschuhen, Designerkleidung und Ähnlichem gelockt. Die Kartelle zwingen sie, verbotene Dinge zu tun. Die Kinder werden ausgenutzt und missbraucht. Wenn ein Kind aussteigen will, weil es etwa nicht mehr mit Drogen handeln möchte, wird es in einen Raum gebracht, in dem sich auch seine Eltern befinden.

Es kommt vor, dass ein Elternteil vor den Augen des Kindes erschossen und dem Kind gesagt wird: „Wenn Du nicht gehorchst, erschiessen wir auch Deinen anderen Elternteil und danach Deine Oma und Deinen Opa.“ Das ist ziemlich heftig. UNICEF versucht, Zufluchtsorte für die Kinder zu schaffen - sichere Umgebungen, in denen sie Kinder sein können und nicht zu ungewollten Handlungen gezwungen werden.

Das ist ein grosses Problem dort, aber vor allem auf lokaler Ebene. Es betrifft die Einheimischen, nicht die Touristen. UNICEF versucht, zu helfen und für Ordnung in den Dörfern und Städten zu sorgen. In den letzten 10 Jahren hat sich unglaublich viel verbessert. Ich habe mich mit einem Ex-Gang-Mitglied über gefährliche Städte und Ähnliches unterhalten. Auf meine Frage, wo die gefährlichsten Städte der Welt seien,

antwortete er, dass drei der fünf gefährlichsten Städte in den USA und andere auch in Europa sind. Mittel- und Südamerika sind heute also gar nicht so schlimm. Wir sollten die Haltungen der Regierungen auf der ganzen Welt kritisch betrachten.

Wenn Menschen anders als wir im Westen und in Australien leben, werden diese Länder und ihre Lebensweise schnell kritisiert. Weil sie etwas ärmer sind oder anders leben oder andere Vorstellungen haben, sagt man uns, das sei falsch. Das ist es nicht wirklich. Es ist nur anders, als wir es machen. Wir sollten diesen Menschen gegenüber toleranter sein und uns bewusst machen, dass einige der gefährlichsten Orte der Welt in der zivilisierten Welt liegen.

Quad Lock

Als ihr am Ende in Amerika ankamt, war das sicherlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Man sieht euch an, wie froh ihr seid, es geschafft zu haben. Gleichzeitig war es das Ende dieser unglaublichen Reise.

Charley Boorman

Rückblickend werden wir von den Leuten oft gefragt, was für uns das Schönste an der Tour war. Man kann aber nicht wirklich sagen, welches Land und was genau am schönsten war. Wir haben so viele unglaubliche Momente erlebt, wie etwa die Fahrt durch die bolivianische Wüste. Es war so schwierig, mit den Motorrädern durch den tiefen, kiesigen Sand und über die starken Unebenheiten zu fahren. Manche kennen das vom australischen Outback,

wo es einen ordentlich durchrüttelt. Ewan und ich hatten solche rauen Streckenabschnitte in Afrika. Ich bin ja auch schon die Rally Dakar gefahren, aber so unebene Strassen habe ich noch nie erlebt. Sie waren gefühlt 30 Spuren breit. Es schien auch auf der anderen Seite immer besser auszusehen. Dann hast Du versucht, rüberzuwechseln,

und es war dort genauso schlecht. Und Du hast sozusagen gerade 30 Spuren überquert. Es war einfach unglaublich. Wir waren auch in Machu Picchu, dieser erstaunlichen Ruinenstadt auf dem Berggipfel. Auch die Abfahrten waren toll. Einmal sind wir von viereinhalb Tausend Metern Höhe bis ganz runter zum Meer gefahren. Wir fuhren viereinhalb oder fünf Stunden auf dieser unglaublich kurvenreichen Strasse entlang wunderschöner Täler bis hinunter nach Südmexiko. Die Fahrt von Zentralmexiko nach Südmexiko war eine der atemberaubendsten, die ich je erlebt habe.

Schliesslich sind wir mit dem Bus gefahren, was auch ein Erlebnis war, bevor es dann über die Grenze nach Amerika ging. Plötzlich kam dann dieser Moment, wenn Du den super gepflegten Garten Deines Nachbarn siehst und Deiner total unordentlich ist und Du Dich ein wenig dafür schämst. Du bist wieder in der Zivilisation, wo alles funktioniert. Und Du denkst: „Wow.“ Als wir das erste Mal wieder zu einer Schnellladestation kamen, die Motorräder anschlossen und diese super schnell aufgeladen wurden,

in 35 oder 40 Minuten, war das, wie wenn jemand zum ersten Mal eine Rolltreppe sieht und sich fragt, wie das denn funktioniert. Es hat sich so faszinierend angefühlt. Auch, Bekannte wiederzutreffen, besonders meine Familie, war toll. Jede Reise ist wie ein Lebensabschnitt.

Ewan vergleicht es mit einer Mini-Ehe. Man fährt zusammen, lebt zusammen, trifft gemeinsam Entscheidungen, ärgert sich zusammen, ist zusammen frustriert und so weiter. Diese Reisen sind ein Lebensabschnitt. Am Ende weiss etwas in Dir, dass es Zeit ist, Schluss zu machen. Aber etwas anderes in Dir sträubt sich dagegen.

Du beginnst, über die nächste Reise zu reden oder darüber nachzudenken. Dadurch ist es okay, wenn eine Reise endet, weil Du weisst, dass es eine weitere geben wird. Das haben wir getan, als wir in L.A. ankamen.

Quad Lock

Die grosse Frage ist also: Fahrt ihr wieder los?

Charley Boorman

Ich denke schon. Ich hoffe es. Wir haben überlegt, „Long Way Scandinavia“ oder „Long Way Down Under“ zu machen. Die Idee ist also da. Insbesondere Down Under erscheint ziemlich logisch. Wir haben beide - hoffentlich - noch viel Elan dafür. Ich habe auch genügend Unfälle für uns beide erlebt. Das reicht hoffentlich für dieses Leben.

Quad Lock

Du hast auf jeden Fall wieder das Quad Lock auf die Probe gestellt, diesmal über 21.000 Kilometer. Und auch bei Deinen Unfällen davor. Es ist in jedem Fall eine unglaubliche Serie, die sich definitiv lohnt, anzuschauen. Macht euch auch keine Sorgen, wenn ihr während des Lockdowns eine Reisesendung anseht. Ihr werdet euch danach deutlich besser fühlen.

Charley Boorman

Das ist sehr nett, dass Du das sagst. Interessant ist auch, dass im Vergleich zu meinen anderen Sendungen wie „By Any Means“ und „Extreme Frontiers“ und was ich sonst noch in Australien gedreht habe, zu dieser Sendung die meisten Reaktionen kamen. Viele haben angerufen und gesagt, dass sie es unglaublich fanden. Das liegt sicher zum Teil an dem Abenteuer, aber auch an der Technologie, mit der wir zukünftig zu tun haben, also die Elektrofahrzeuge. Vor der Sendung gab es auch einiges an Kritik, dass die Leute sich zwar auf die Sendung freuten, aber unsere Elektromotorräder nicht gut fanden. Da gab es wirklich Zweifel.

Die Akzeptanz ist zum Glück ein wenig gestiegen. Was aber wirklich interessant ist und worüber ich mich neulich mit jemandem unterhalten habe … Wir haben diese WhatsApp-Gruppe mit dem Team, also mit Russ und Dave und allen anderen Beteiligten. Darin meinte ich neulich, dass wir, wenn wir die Sendung in fünf, sechs oder zehn Jahren ansehen, über die alte E-Technologie lachen werden, weil die Entwicklung so schnell voranschreitet.

Quad Lock

Ihr seid da Vorreiter. Es war toll, sich mit Dir zu unterhalten, Charley. Ich freue mich schon auf unser nächstes Gespräch. Es ist eine einmalige Serie und es war schön, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast.

Charley Boorman

Es war mir ein Vergnügen. Ich danke Dir. Ich finde es toll, was ihr bei Quad Lock macht. Ich bin seit Jahren ein grosser Fan, und es ist schön, ein kleiner Teil von Quad Lock zu sein.

Quad Lock

Das beruht auf Gegenseitigkeit. Es ist grossartig, mit Dir zu arbeiten. Danke, Charley. Bis bald.

Charley Boorman

Sehr gern, vielen Dank. Ich wünsche Dir einen schönen Abend. Bis bald.

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